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Poetry Slam selber veranstalten? Ja! Denn der Punkt ist nicht der Punkt. Der Punkt ist Poesie!
In der ersten Vorhabenwoche des Schuljahres 2021/22 nahm die Klasse 11bG2 an einem kreativen Sprachprojekt teil. Es sollten Slam-Texte von berühmten Slamern und SlamerInnen wie zum Beispiel „Sebastian 23“ analysiert und auf ihre Poesie geprüft werden. Zudem konnte, wer wollte, eigene Slamtexte produzieren.
Zu Beginn schaute der Kurs Videos von berühmten Slamenden, um die Regeln und den Ablauf kennen zu lernen. Auch wurde klar, welche Themen und Texte man als moderne Poesie/Lyrik auf einer Bühne präsentieren konnte.
Nach kurzer anfänglicher Skepsis, ob man selber tatsächlich Poesie zustande bringt, startete der Kurs mit kleinen WarmUp Übungen: Das „Synonyme-Battle“ brach die Mauer der Skepsis auf, und es wurde „Kaffee verschillert“:
Ohhh du Kaffee! Ohh du bittere Energiezufuhr! Bist mein braunes Gold, gerösteter Lebensretter und meine Bohne des Glücks. Was wäre ich nur ohne dir?! Machst mich lieblich wach, du bist die einzig wahre gekochte Flüssigkeit, die mich durch den Tag bringt! Serotonin in setzt sich in mir frei. Wenn ich dich pulsierender Süchtigmacher trinke, erwärmst du mir mein Herz und Bauch, wie eine Umarmung nach einer langen Nacht, ich und du, wir bleiben wach!
(anonyme Poetin)
Nachdem jeder Lernende sich dann für eine Projektaufgabe entschieden hatte, ging es los. Nicht zuletzt um neue Poetinnen und Poeten zu finden und in Goethes und Schillers Fußstapfen zu treten. Anbei einige Ergebnisse, die bepunktet und beklatscht wurden; denn der Punkt ist nicht der Punkt, der Punkt ist Poesie!
Text einer Slammerin aus der 11bG2:
du und ich für immer - oder nicht?
wir haben uns ehrliche ewigkeit und lebendige liebe und sanftmütige sicherheit in unserer kargen kleinen kaputten welt geschworen.
haben nicht gemerkt oder wollten wohl eher nicht merken dass wir selber kleine kaputte menschen sind und uns diese wertlose welt selber geschaffen haben.
gaukelten uns gegenseitig vor, dass alles gut und ist und wir was ganz besonderes, so wunderbar und wundervoll, sind. eigentlich eigenartig wie erstaunlich engelsgleich ich für dich war.
du zeigtest mir sogar die sterne auf den höchsten hellsten dächern der stadt wir fühlten uns hochmütig und zeigtest mir wie prächtig perfekt die unperfekte welt sein kann. unsere masken waren hauchdünn und gaben uns schwachen schutz vor der schmerzhaften scherzhaften warheit vor dem was wir furchtbar fürchteten.
du und ich für immer gegen die welt - weisst du noch?
es war immer alle gegen uns wir gegen alle, anti wir, anti ihr. doch was wenn es ich gegen ich ist und du gegen du? was wenn unsere kleine welt weiter bricht und bricht bis vielleicht endlich mal die waren fürchterlichen farben ans licht kommen bis wir uns vielleicht mal sagen wie unglaublich unperfekt wir sind und dass die maroden masken doch auch nichts bringen. vielleicht bemerken wir dass sich unser sicheres selbst davon schlich sobald wir die morbiden masken aufsetzen und uns in den lügenwahn weit entfernt vom wirklich wahren hereinstürzen.
doch genau davor hab ich angst. du merkst dass ich so wie du bin und das ich doch selber nur ein mensch bin der menschliche fehler macht und nicht so wunderbar und besonders ist wie ich dir immer erzählte. von der einen stillen sekunde zur anderen werde ich zum durchschnittsmensch mit durchschnittlichen werten einem durchschnittlichen aussehen und nicht mehr ganz so interessanten und nicht mehr ganz so großartigen geschichten. du merkst du hättest mit jedem anderen die sterne ansehen können du hättest mit jedem schwören können ihr würdet euch ewig lieben denn jeder andere ist mindestens so unbesonders wie ich. jeder andere ist nur den normalpreis wert und jeder andere versteckt sich hinter der gleichen falschen fassade.
ich flehe und bettel dich an du sollest mich trotzdem noch wollen du solltest trotzdem noch denken ich seie unperfekt perfekt doch glaubte ich das eigentlich selber oder habe ich mir nur tag ein tag aus dir und sogar mir eingeredet "es sei doch alles gut!" "ich schaff das!" dabei sahst du ja nie wie ich trunken vor trauer trunken vom betrunken gedanken in melancholie versunken ganz eingesunken und bis tief in die nacht tief in mich gegangen bin meine inneren irreführenden düsteren dämonen konfrontiert habe und dir davon noch so stolz erzählt habe ich hätte mich griff. doch dann schaue ich in den spiegel schaue auf den kleinen haufen eintöniges elend und merke, ich habe dich die ganze zeit angelogen.