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Am Montag, den 20.11.2023, waren mit Frauke Petershagen, ihrem Mann Hansjörg Petershagen und Manfred Hüllen drei Zeitzeugen an der AGL, um den Schülerinnen und Schülern aus den neunten, zehnten und zwölften Klassen über ihre Jugendzeit während des Nationalsozialismus zu erzählen. Organisiert wurde dieses Gespräch von der SV, so dass die Schülerinnen und Schüler im prall gefüllten Forum der AGL einen lebendigen Blick in die Geschichte bekamen.
Frauke Petershagen (*1936) berichtete unter anderem von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in der sie als junges Mädchen im sogenannten "Hungerwinter" gegen Kälte und Hunger ankämpfen musste. Von kulinarischer Vielfalt, wie wir sie heute kennen, war zu der Zeit keine Rede: Kohl, Rüben und Maisbrot, das wie Stein im Bauch lag und starke Bauchschmerzen verursachte, waren jene Lebensmittel, die auf den Tisch kamen. Hinzu kam die eisige Kälte, der Frauke Petershagen mit Seidenstiefeln begegnete, die sie von einer Verwandten bekam. Dass diese weder für Schnee und Eis taugten noch für Kinderfüße gemacht waren, erzählte sie bildhaft.
Von den Dreien war Hansjörg Petershagen (*1934) der einzige, der Erinnerungen an den Anfang des Krieges wiedergeben konnte. So berichtete er von mehreren längeren Aufenthalten bei Verwandten und Freunden außerhalb Hamburgs, mit denen er und seine Familie den ständigen Bombenangriffen auf die Stadt auswichen. Zudem erwähnte er den Bekannten einer ausgebombten und in sein Elternhaus eingewiesenen Dame. Dieser musste sich wegen seiner jüdischen Abstammung verstecken - er kam und ging deshalb nur bei Dunkelheit. Abschließend gab Herr Petershagen den aus eigener Erfahrung erwachsenen Ratschlag, einseitigen Ideologien jeder Art gegenüber sehr kritisch zu sein.
Manfred Hüllen (*1939) erzählte eindringlich von der Verhaftung seines Vaters, der als SPD-Mitglied ins KZ nach Buchenwald gebracht wurde. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste er selbst zwangsweise in ein Strafbataillon und kam anschließend in russische Kriegsgefangenschaft. Erst 1949, also circa vier Jahre nach Kriegsende, war er wieder zu Hause. Die Geschichte über seine Schwester, die bei einem Bombenalarm von einem außer Kontrolle geratenen LKW der Wehrmacht überfahren wurde und dabei ums Leben kam, sorgte für betroffene Stille im gesamten Forum.
Neben der Schilderung ihrer Erlebnisse vor und während des Kriegs, aber auch danach, war den Zeitzeugen eines ganz besonders wichtig: Sie appellierten an die Schülerinnen und Schüler, aus der Vergangenheit zu lernen und insbesondere in der gegenwärtigen Zeit eine Haltung zu haben. Als Symbol für grenzübergreifenden demokratischen Zusammenhalt überreichten sie der AGL eine Europaflagge, die an die sehr wertvollen neunzig Minuten mit den drei Zeitzeugen erinnern wird.