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Bewegende Auseinandersetzung mit Leben und Tod
Der zwölfte Jahrgang der Albinus-Gemeinschaftsschule beschäftigte sich am 14.06.2019 mit dem Thema Leben und Tod. Doch was bedeutet eigentlich Tod? Diese Frage haben wir mit dem Autor Dada Peng und bei einem Hospizbesuch zu klären versucht.
Der Autor Mirko Klos, bekannt unter seinem Künstlernamen Dada Peng, erklärte in einer spannenden und fesselnden Autorenlesung, wie er dazu kam, in seinem Buch "Vom Leben und Sterben" über ein so ernsthaftes Thema wie den Tod zu schreiben. Seine Erfahrungen mit dem Verlust mehrerer Angehöriger und als ehrenamtlicher Mitarbeiter in einem Hospiz zeigten uns, wie dort mit dem Tod täglich umgegangen wird. Die Art, wie er erzählte, brachte uns sogar immer wieder zum Lachen und öffnete damit eine Tür zu dem schwierigen Thema.
Erfahrungen beim Tod der eigenen Mutter
Er begann die Geschichte über den Verlust seiner Familie mit der Aussage: „Der schlimmste Schmerz von allen, das war der, als mein Hund mir genommen wurde. Nur da fühlte ich mich, als sei mein Herz genommen worden.“ Dann berichtete er, wie er das Sterben seiner Mutter erlebt hatte: Die Familie hatte die Vorstellung, gemeinsam am Sterbebett Abschied nehmen zu wollen, sie aber weigerte sich hartnäckig, das Jenseits zu betreten. Mehrmals hörte sie auf zu atmen, und alle schlossen innerlich ab. Plötzlich aber fing sie mit einem großen Schnappen erneut zu atmen an. Sie bescherte ihren Angehörigen so ein Wechselbad der Gefühle, und diese mussten sich auf den ganz individuellen Weg der Mutter mit dem Sterben einlassen.
Make-Up für "Primadonna" besorgt
Dada Peng erzählte uns von einer Frau, die ihre letzten Tage im Hospiz verbrachte. Diese Frau legte viel Wert auf ihr Aussehen, allerdings hatte sie ihr Make-Up nicht mitgenommen. Als sie sich im Spiegel sah, äußerte sie den Wunsch danach, sich zu schminken. Problematisch war, dass die Pflegerinnen im Durchschnitt über 50 waren und sich kaum für Make-Up interessierten. Dada Peng, der zu der Zeit hauptberuflich für KiKA arbeitete, kam nach seiner Arbeit häufig noch geschminkt in das Hospiz. Die Schwestern sahen ihn und dachten an die Äußerung der Frau. So kam es, dass er als Mann das Make-Up besorgte für die "Primadonna", wie er sie nun nannte.
Von Sarg aufgehalten
In einer weiteren Geschichte berichtete er von einem Einkauf für das Hospiz. Dada Peng wollte eigentlich nur durch den Haupteingang hinein gehen, doch dort stand ein Sarg im Weg. Er erwähnte noch nebenbei, dass er zu dem Zeitpunkt enge Hosen trug und deshalb bei dem Versuch Probleme bekam, über den Sarg zu steigen. Er kam quer über diesem zum Stehen, in beiden Händen schwere Einkaufstaschen. Erst als die Hospizleiterin ihn sah und ihm half, konnte er in die Küche gehen, um die Einkäufe zu verstauen.
Gin Tonic und der Tod
Was bedeutet nun tatsächlich Sterben? Dada Peng erzählte ein Gleichnis, das ihm in den Sinn kam, nachdem er eines Abends einen Gin Tonic mit Eis getrunken und die Auflösung eines Eiswürfels in der Küchenspüle beobachtet hatte. Wie tötet man einen Eiswürfel? Er löst sich in Wasser auf, Wasser kann man kochen, daraus entsteht Wasserdampf und aus den Tropfen entsteht wieder Wasser. Anscheinend ist in diesen Veränderungen letztendlich ein Kreislauf zu erkennen. Könnte dies als ein Hinweis auf das Sterben zu verstehen sein?
Besuche im Hospiz ...
Nach dem Ende der Lesung machten sich die Kurse von Frau Wolff und Frau Jungclaussen auf den Weg, um zwei Hospize zu besuchen.
Der Religionskurs von Frau Wolff bekam im Hospiz „St. Marianus Zentrum für Schwerkranke“ einen tiefen Einblick in das Leben der Bewohner dort. Die Leiterin, Frau Klein begann mit einer Frage an die Besucher: „Was erwarten Sie jetzt von mir?“ „Dass Sie uns erzählen, wie hier gelebt wird“, entgegnete ein Schüler. „Genau darum geht es,“ sagte lächelnd Frau Klein. In einer Präsentation schilderte sie lebendig und intensiv das Leben im Hospiz für die Betroffenen, den unglaublichen Einsatz des Personals und der Ärzte. Möglichst alle Wünsche der Patienten sollen erfüllt werden, z.B. noch einmal zu einem Fußballspiel nach Bremen zu fahren, Oran Utans im Zoo in Hannover zu sehen oder einen Flug nach China zu ermöglichen, um dort zu sterben. Die Schülerinnen und Schüler waren von den Extremen dieses Ortes tief berührt, das Leid, die medizinische Komplettversorgung, auch an Feiertagen, Wochenenden, Tag und Nacht sowie die Freude, die in jeder Lebenssituation noch möglich ist.
Der Philosophiekurs von Frau Jungclaussen war im „Auxilium Hospiz“. Sie bekamen eine Führung durch das Gebäude. Dieses ähnelt eher einem Hotel und hat ein warmes, ansprechendes Ambiente; gleichzeitig sind besondere Pflegeeinrichtungen vorhanden, wie z.B. eine kippbare Badewanne für „Gäste“ und deren Angehörige. Bei der anschließenden Fragerunde erfuhren die Schülerinnen und Schüler aus dem Berufs- und Alltagsleben der Hospizmitarbeiter.
... und wie wir sie erlebt haben
Es wurde uns vor Ort schon ein bisschen mulmig, als wir darüber nachdachten, dass dies der Ort ist, an dem Menschen ihren letzten Weg antreten. Aber wir verstanden auch, was in einem solchen Gebäude eigentlich passiert, wie dort den Menschen begegnet wird, und konnten es so auch als einen schönen Ort wahrnehmen.